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Zur Vorgeschichte des LSR-Projekts
Wilhelm-Reich-Blätter


Zur aktuellen Rezeption [1981/82]
Wilhelm Reichs

von Bernd A. Laska


Wilhelm-Reich-Blätter, Heft 2/81
Hans Krieger
Peter R. Hofstätter
Erwin H. Ackerknecht
Hansjörg Hemminger


Hans Krieger

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[...] Hans Krieger ist sicherlich der Journalist, der hierzulande am meisten dafür getan hat, dass Reichs Werk einem breiten Publikum bekannt wurde. Seine erste grosse Rezension in DIE ZEIT vom 10.10.69, "Der Mann, der an unsere tiefsten Ängste rührte", wurde sogar in einigen tausend Exemplaren als Broschüre nachgedruckt, weil sie auch eine hervorragende Einführung in Reichs Denken ist. Nicht nur der Inhalt, sondern schon der Titel stach wohltuend ab von denen vergleichbarer Artikel, die zu der Zeit in anderen Periodika erschienen ("Wilhelm Reich, der Funktionär des Orgasmus" in konkret, "Wilhelm Reich -- Prophet oder Scharlatan" in spontan, Weltwoche u.a., "Die Kiste mit dem kosmischen Motor" im stern usw.).

Weitere grosse Besprechungen Kriegers von Reich-Büchern folgten in DIE ZEIT, die letzte am 04.04.75, die Reichs Krebs-Buch und die Bücher von Ilse Ollendorff und Peter Reich zum Thema hatte. Bei dieser

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allerdings schlug Krieger überraschenderweise einen neuen und anderen Ton an. Schon in der Überschrift fragte er: "Wilhelm Reich: Genialer Spinner -- oder Begründer eines neuen wissenschaftlichen Zeitalters?" und verfiel damit in die dümmliche und reisserische Klischeesprache seiner oben zitierten Kollegen. Dass dies dem sprachsensiblen Profi nicht als Lapsus entschuldigt werden kann, belegt der anschliessende Text mit seiner geschickt getarnten, vielleicht auch noch nicht eindeutig festgelegten Reich-Feindschaft. Ihm kann man jedenfalls beim besten Willen nicht entnehmen, warum gerade Reich als "Begründer eines neuen wissenschaftlichen Zeitalters" gelten solle. Vielmehr muss der Leser diese von Krieger suggerierte Alternative als Selbsteinschätzung Reichs verstehen (was ja sogar stimmt, aber dort vom Leser nicht nachvollzogen werden kann) und wird sie als Grössenwahn zusammen mit den vielen anderen aufgelisteten "Verrücktheiten" Reichs mühelos und ohne Zögern zum Votum für die alternativ angebotene Einschätzung verwenden können: "(genialer !?) Spinner."

Wie gründlich Krieger seine Abkehr von bzw. Wendung gegen Reich inzwischen vollzogen hat, wurde mir, der ich natürlich seine Entwicklung nicht im Detail verfolgt habe, erst kürzlich klar, als ich in DIE ZEIT vom 22.05.81 eine Besprechung von ihm zu Alice Millers "Am Anfang war Erziehung" gelesen habe. Dort schreibt er nämlich: "So deutlich war in der psychoanalytischen Literatur noch nie die Rede davon gewesen, woran Kinder leiden und seelisch krank werden: an dem Zwang, sich an die neurotischen Bedürfnisse der Erwachsenen anzupassen. (...) Nur einer hatte -- das schon so scharf gesehen ... ein Aussenseiter und Ketzer, der von der Analytikerzunft als Scharlatan verachtete Arthur Janov..."

Einen neuen Verstossenen also nimmt der mutige Krieger jetzt unter seine Obhut. Von Neill und Reich kein Wort mehr! Dabei hat Reich, was dem intimen Kenner Krieger zweifellos bekannt ist, in einem Ar-

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tikel mit dem sehr treffenden Titel "Eltern als Erzieher -- Der Erziehungszwang und seine Ursachen" die Hauptgedanken, die sich bei Miller und Janov zu diesem Thema finden, schon im Jahre 1926 formuliert, also erstmals vor mehr als einem halben Jahrhundert!

Freilich dürfen wir von Krieger nicht erwarten, dass er, der sich vor noch nicht allzu langer Zeit so für Reich engagiert hat, heute schon anders als auf diese indirekte Weise gegen ihn schreibt. Doch das mag noch kommen.

Über die tieferen Ursachen seiner "Amnesie" kann ich allerdings nur mutmassen. Möglich wäre, dass er bei einer Reich'schen Therapie, der sich zu unterziehen er als Münchner eine bequeme Möglichkeit gehabt hat [Walter Hoppe], in seinen Erwartungen enttäuscht wurde, durch eine Janov'sche Therapie dann aber das fand, was er sich gewünscht hat. Falls dies so gewesen wäre, kann ich nur hinzufügen, dass m.E. für die Reich'sche Therapie in weit grösserem Masse das zutrifft, was Freud einmal über die Psychoanalyse gesagt hat: "...ich glaube nicht, dass unsere Heilerfolge es mit denen von Lourdes aufnehmen können. (...) Die Psychoanalyse begann als eine Therapie, aber nicht als Therapie wollte ich sie Ihrem Interesse empfehlen, sondern wegen ihres Wahrheitsgehaltes." (S. Freud, Neue Folge..., Fischer-TB 6390, S.124, 127)

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Peter R. Hofstätter

Peter R. Hofstätter, geboren 1913 in Wien und seit 1960 Professor in Hamburg, ist ein bekannter Sozialpsychologe und erfolgreicher Fachbuch-Autor (u.a. Verfasser des Fischer-Lexikons "Psychologie" mit ca. 700'000 Aufl. und "Gruppendynamik -- eine Kritik der Massenpsychologie" mit ca. 250'000 Aufl.).

Seinen Äusserungen über Reich gilt mein Interesse hier aber nicht primär wegen sondern eher trotz seiner fachlichen Qualifikation. Interessant scheint

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mir eine Betrachtung darüber, in welchen Medien und auf welche Art und Weise Hofstätter seinen Kommentar zu seinem publizistisch doch weniger erfolgreichen Fachkollegen Reich an welchen Mann zu bringen versucht.

Unter dem Titel "Gute und böse Energie" -- das sagt eigentlich schon alles -- schrieb er am 18.02.71 in DIE WELT einen Artikel, der eine Besprechung von Reichs "Charakteranalyse" zu sein vorgibt, tatsächlich aber, wie der Titel erwarten lässt, Hetze auf niedrigstem Niveau ist. Reich, der "Prophet des alleinseligmachenden Orgasmus", muss auf Hofstätter wie das rote Tuch auf den Stier wirken. Anders kann ich mir nicht erklären, dass er sich zu Äusserungen hinreissen lässt, die eigentlich seine fachliche Reputation gefährden müssten, wenn -- ja wenn es eben nicht gerade um Reich ginge, der ja in der Fachwelt nicht einen einzigen Fürsprecher hat, allenfalls laue Toleranzler, die nur gegen allzu verleumderische Hetze sind.

Reich, der laut Hofstätter eine "kultische Auffassung des Orgasmus" gehabt und "von einer in sexueller Hinsicht völlig schrankenlosen Gesellschaft geschwärmt" haben soll, sei bald "zu der Ansicht gelangt, dass der gesamte Kosmos von zwei Energieformen beherrscht wird...: der teuflischen atomaren Kernenergie und der absolut guten Sexualenergie ("Orgon"), die im Orgasmus auftritt." So von einem Psychologieprofessor über Reich aufgeklärt wird es dem Leser freilich "plausibel" erscheinen, dass Reich als schizophren anzusehen ist. Doch nicht nur mit dieser präzisen Diagnose glänzt Hofstätter als Fachmann, sondern auch u.a. dort, wo er Reich als Ahnherren der "eben modern werdenden Verhaltenstherapie" bezeichnet.

Erneut zu Wort meldete sich Hofstätter kürzlich in DIE WELT vom 15.04.81, wo er das Erscheinen von Boadellas Reich-Buch zum Anlass für einen weiteren Hetzartikel gegen Reich nahm, dem er die konfuse Über-

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schrift gab: "Per Orgasmus zur Revolution? - Eine neue Biographie über Wilhelm Reich - HEIL IM ORGONAKKUMULATOR."

Hier wiederholt er zum Teil Passagen des zuvor genannten Artikels, fügt aber noch hinzu, die "Problematisierung des Sexuallebens", an der Reich Hauptschuldiger war, habe sich "1968 und in den folgenden Jahren als verhängnisvoll [ausgewirkt] für die ihres Haltes beraubten jungen Leute, die durch ihre Konzentration auf die 'orgastische Potenz' bis zur Impotenz verunsichert und deshalb vielfach in den Drogenkonsum getrieben wurden." Eine wahrlich seit langem überfällige Analyse! Vor weiteren postumen diabolischen Wirkungen Reichs warnt Hofstätter denn auch die "grün-gräuliche Alternativ-Szene", in der er Anzeichen "zu einem neuen Orgon- bzw. Reich-Kult" entdeckt zu haben glaubt.

Der Professor, spätestens seit 1945 selbstverständlich Demokrat, verkündet weiterhin: Reich "fand es ganz richtig, mit Senator McCarthy und dessen 'Ausschuss zur Untersuchung unamerikanischer Aktivitäten' zu kooperieren. Mehr noch: Er begann sich mit Christus zu identifizieren." (!)

Das alles, es sei wiederholt, ist nicht das Produkt eines drittklassigen Schmierers in einem Boulevardblatt. Dass ein Fachgelehrter von internationalem Rang es ohne Gefahr für seine Reputation verfassen und in einer angesehenen Zeitung veröffentlichen konnte, darüber lohnt es sich nachzudenken.

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Erwin H. Ackerknecht

Erwin H. Ackerknecht ist ein weiterer Professor, der geifernd auf unterstes journalistisches Niveau zurückfällt, wenn es um Reich geht. Wie Hofstätter gehört auch er nicht zum Durchschnitt seines Faches, sondern ist als Medizinhistoriker (Universität Zürich) international anerkannt und Verfasser einiger Standardwerke zur Medizingeschichte.

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Dass er, gleich seinen Fachkollegen, Reich in seinen medizinhistorischen Werken aus Gründen der Seriosität nicht erwähnen zu können glaubte, drückte ihn offenbar sehr. Denn jüngst platzte es aus ihm heraus: an einer Stelle, wo ein Beitrag über Reich seltsam beziehungslos dasteht, in der Festschrift zum 70. Geburtstag der em. Professorin und Leiterin des Medizinhistorischen Instituts der Universität Wien Erna Lesky (Hrsg.v. Kurt Ganziger, Manfred Skopec und Helmut Wyklicky, Wien 1981).

Wie Hofstätter befürchtet auch Ackerknecht, dass Reich sich in Kürze erneut "unter der rebellierenden Wohlstandsjugend grosser Popularität erfreuen" könnte, wovor zu warnen er sich verpflichtet fühlt. "Eigentlich" aber sei ja Reich, der "wie Stalin oder Hitler den Dogmatismus des Halbgebildeten hat", "kein so grosses Problem". Das "wirkliche Problem" sei nur seine Popularität -- "zwar vorwiegend unter der halbgebildeten Jugend, aber auch anderswo."

Diese angebliche Popularität Reichs als "Prophet der sexuellen Enthemmung, der Arbeitsscheu und des Selbstmitleids" kann sich Ackerknecht "nur damit erklären, dass es sich [bei Reichs Lehre] um eine Pseudo-Religion in einer Welt handelt, in der die traditionellen Religionen ausserordentlich geschwächt sind." Dass Reich "böse Worte für jene internationale antisexuelle Organisation: die Kirche" fand, vermerkt Ackerknecht halb wütend, halb aus Ignoranz belustigt.

Während Hofstätter den Satan Reich, dessen Lehre jene, die auf sie hereinfielen, "vielfach in den Drogenkonsum getrieben" haben soll, noch als "zweifellos hochintelligent und von einem enormen Tätigkeitsdrang beseelt" sieht, steht für Ackerknecht fest, dass es sich bei Reich nur "um einen dichterisch begabten (er hätte sicherlich wunderbare Science Fiction geschrieben), wissenschaftlich schlecht ausgebildeten Menschen handelte." Reichs Studium

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bezeichnet er als eine "Kriegsteilnehmern gewährte medizinische Schnellbleiche", und selbst Reichs Assistententätigkeit bei Wagner-Jauregg und Schilder zieht er als "angebliche" in Zweifel.

Ackerknecht selbst will dann vielleicht seine eigene hervorragende Ausbildung unter Beweis stellen, wenn er versucht, als Diagnostiker zu brillieren: "Zweifellos schon früh" habe Reich "megalomane und paranoide Züge" gezeigt, wirkte aber auf Ackerknecht 1932 und 1934, als er ihm persönlich begegnete, noch "normal". Spätestens ab 1951 sei Reich "paranoider Alkoholiker" gewesen, und "seine Fotos aus der Spätzeit könnten als Illustrationen für Kraepelins Lehrbuch dienen."

Doch das Mitleid, das der Humanist allen sonstigen Kranken (offenbar auch längst verstorbenen) entgegenzubringen pflegt, fällt ihm im Falle Reich "leider sehr schwer", wegen dessen "permanenter Anmassung". Solche harten Worte gegen die megalomanisch Behinderten passen nun gar nicht in dieses Jahr ["des Behinderten"] ! Aber wenigstens verzeihen, das kann er dem Toten noch: "Sein Geisteszustand entschuldigt seine Tätigkeit als Krebspfuscher."

Reich verstand es seinerzeit als Therapeut hervorragend, bei seinen Patienten auch noch die sorgsamst verborgenen Aggressionen zu provozieren. Dass ihm das durch seine Texte auch noch postum gelingt, dafür sind Hofstätter und Ackerknecht beredte Zeugen. Dass international renommierte Wissenschaftler derart stupides Zeug (auch zwischen den hier zitierten Stellen) öffentlich verlauten lassen, möchte man nicht für möglich halten, wenn man es nicht schwarz auf weiss vor sich liegen hätte.

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Hansjörg Hemminger

Hansjörg Hemminger, Dr.rer.nat., zur Zeit tätig in einer "Arbeitsgruppe Biologische Anthropologie" am Institut für Biologie der Universität Freiburg, behandelte kürzlich in einem Leitartikel der Zeitung Ärztliche Praxis (33,33 vom 25.4.81, S.12) die Frage "Sexualität beim Kind: ja oder nein?"

Dass der Artikel in der Feststellung kulminiert, jene, die sich auf Freud und Reich (zwischen denen er nicht differenziert, vgl. dazu WRB 3/80, S.114-163) berufen, seien "unwissenschaftliche Ideologen", wäre allein nicht weiter erwähnenswert. Erwähnens- und betrachtenswert ist jedoch, wie Hemminger, ein noch junger Mann und Mitautor eines Lehrbuches über Nerven- und Sinnesphysiologie, argumentiert.

Lässt man die allgemeinen Hinweise auf "moderne Informationstheorie und Kybernetik" usw. einmal als übliches Imponiergerede (Hemminger: "ich als Naturwissenschaftler") ausser Acht, so bleibt vom Text die klare Aussage übrig: "Die Sexualität -- oder besser das reproduktive Verhalten*
[Fussnote: * Diese Formulierung mag doppeldeutig erscheinen. Der Kontext jedoch lässt keinen Zweifel, dass er meint oder suggerieren will: Sexualität = Reproduktion]
(bildet) einen der grossen Funktionskreise des Verhaltens, wie das Angriffs- und Fluchtverhalten, das Ernährungsverhalten und anderes mehr. [Sie] entsteht ... erst bei der Geschlechtsreife, also in der menschlichen Pubertät."

Hemminger glaubt dies entweder selbst, oder er setzt auf die Unwissenheit seines akademischen Fachpublikums. Vielleicht aber spekuliert er auch auf dessen willige Bereitschaft, mit ihm zusammen eine Erkenntnis sozusagen zu exorzieren, die z.B. im dtv-Atlas Biologie (Bd.l, S.123) klipp und klar so formuliert ist: "Fortpflanzung und Sexualität sind zwei grundsätzlich voneinander unabhängige Erscheinungen. [Sexualität] ist eine Eigenschaft aller Lebewesen" -- also wohl auch vorpubertärer Menschen.

Diese Feststellung stammt von dem Biologen Max Hart-

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mann, der sie 1931 (!) formuliert hat. Reich stützte seine Sexualforschung im ührigen aufgrund eigener klinischer Befunde schon auf diese (die erste) Hypothese, bevor sie durch Hartmann experimentell untermauert worden ist. Dass noch bis heute, also 50 Jahre später, Hartmanns Sexualitätstheorie kaum erweitert wurde und dennoch "die Beziehungen zwischen Sexualität und Fortpflanzung erst vage bestimmt sind", sollte nachdenklich stimmen, zumal doch die Biologie seit Avery (1944) so ungeheuerlich expandiert ist.

Es sollte auch nachdenklich stimmen, was z.B. der Berner Physiologe Sandro Bürgi über die Sexualitätsforschung in seinem Fachbereich zu sagen hat (in: Das vegetative Nervensystem, 3. Band, Ingelheim 1973, S.66ff): "...dass die meisten Arbeiten (etwa 10'000 pro Jahr) zwar mit äusserst raffinierter Technik spezielle Aspekte des hormonalen Geschehens erforschen, ...die Rolle des vegetativen Nervensystems [das Kraus/Zondek'sche Vegetativum, das das vegetative Nervensystem mit umfasst, bildete eine der Grundlagen der Reich'schen Psychosomatik, Anm. BAL] jedoch kaum beobachtet, im allgemeinen nicht einmal erwähnt, geschweige denn erforscht wird" -- dass man also weitgehend im Dunkeln tappt (allerdings offenbar unbesorgt, solange man gut honoriert wird: vgl. auch "Die Krebsmafia" in diesem Heft) und die Frage, so Bürgi, "ob die Geschlechtsorgane nur der Reproduktion dienen, wie das zumeist stillschweigend angenommen wird ... den Philosophen und Psychologen überlassen [muss]." Ob diese modernen Pfaffen aber die Frage besser lösen als ihre Vorgänger, muss ernstlich bezweifelt werden.

Wie aber kommt es, dass trotz dieser Situation der wissenschaftlichen Unsicherheit Hemminger als Fachmann in einem Fachblatt vor Fachleuten gänzlich ungeniert fachlichen Nonsens behaupten kann, offenbar, ohne dabei um seinen Ruf bangen zu müssen?

Mir scheint der nächstliegende Grund darin zu liegen, dass er den eigenen Horror vor der Sexualität ohne

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weiteres auch in seinem Publikum, sei es nun prüde oder pornobegeistert, voraussetzen kann. Er begründet denn auch sein publizistisches Engagement gegen die beiden "unwissenschaftlichen Ideologen" Freud und Reich, d.h. gegen jene, die noch heute ihren überholten Lehren anhängen, wie folgt: "Es ist nur ein geringer Trost, dass sie ihre Ziele nicht erreichen werden, denn der Schaden in anderer Richtung kann beträchtlich sein." Was er wohl damit andeuten wollte?

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