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Sexuelle Revolution
(Wilhelm Reich)
vs.
Neosexuelle Revolution
(Volkmar Sigusch)

Erstmals erschienen in: Sexuologie 4 (3) 1996, S.232-241 unter dem Titel

Wilhelm Reich als Sexuologe

von Bernd A. Laska


Zusammenfassung
Abstract: Wilhelm Reich as Sexologist

"Vater der sexuellen Revolution" ?
Was wurde aus der "Sexuellen Revolution" ?
Ist Reich antiquiert ?
Die Neue Linke contra Reich
Sexualität als "Roter Faden" in Reichs Werk
"Die Funktion des Orgasmus"
Reich als Antipode Freuds
Die Ächtung Reichs
Die Tarnungen der Ächtung
"Roter Faden" Sexualität führt weiter
"Orgastische Potenz"


Zusammenfassung

Wilhelm Reich (1897-1957) ist allenthalben als eine schillernde Figur bekannt. Man hat von ihm die Vorstellung eines enfant terrible,  eines Mannes, der überall aneckte: als marxistischer Psychoanalytiker, als psychoanalysierender Marxist und als dilettierender Naturforscher, der eine von ihm entdeckte "Orgonenergie" als Allheilmittel anpries und schliesslich ins Gefängnis kam, wo er starb. Die verleumderischen Spottbilder von Reich sind zählebig, weil noch immer starke Widerstände gegen eine unvoreingenommene, kritische Rezeption seiner Schriften bestehen, Schriften, die ein Gesamtwerk bilden, als dessen "roten Faden" Reich seine Konzeption von Wesen und Bedeutung der Sexualität bezeichnete. Reich wurde zum Aussenseiter, seit er diese Konzeption 1927 formulierte und damit -- zunächst unmerklich -- in Opposition zu Freud geriet. Im folgenden wird dieser rote Faden, freilich ohne auf inhaltliche Fragen näher einzugehen, über einige Strecken hinweg verfolgt.


Wilhelm Reich as Sexologist

Abstract

Wilhelm Reich (1897-1957) is widely known as an ambiguous figure. The general image of him is that of a troublemaker, of a man who was bound to cause disturbances everywhere: as a marxist psychoanalyst, as a psychoanalysing marxist, and as an amateurish scientist, who claimed to have discovered a so-called orgone energy which he boosted to be a panacea; in the end he was brought into a penitentiary where he died. The slanderous, disparaging caricatures of Reich have a tenacious life, because there still exist strong resistances against an unprejudiced, critical reception of his writings. Most of these writings can be considered to be components of a major work, the "red thread" of which was, according to Reich, his conception of what sexuality in its essence is and means. Reich became an outsider in 1927, when he publicly formulated this conception and thus -- at first imperceptibly -- went into opposition to Freud. That red thread of his work will be followed here over some distances, but without delving into scientific matters. Keywords: Wilhelm Reich, History of Psychoanalysis, Sexual Revolution.


"Vater der sexuellen Revolution"?

Als 1966 erstmals nach Kriegsende ein Titel von Wilhelm Reich (1897-1957) in deutscher Sprache erschien, da gab er das Stichwort, die Parole, den programmatischen Slogan für einen sich bereits abzeichnenden Epochenbruch: "Die Sexuelle Revolution". Reich wurde, zunächst unter den anti-autoritären Studenten und Schülern, schnell populär. In den folgenden Jahren wurden -- in Deutschland wie in den meisten Ländern der westlichen Welt -- die wichtigsten Schriften Reichs auf den Markt gebracht, die deutschen Titel anfangs als sog. Raubdrucke der Erstauflagen, bald als reguläre Neuauflagen. Reich, der zu Lebzeiten

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seine Schriften meist im Selbstverlag herausbrachte, avancierte postum zum Bestseller-Autor grosser Verlage: seine gängigsten Titel überschritten weit die Auflage von 100'000 Stück. Für eine breite Öffentlichkeit, in den sog. Medien, wurde Reich schnell zum "Vater der sexuellen Revolution".

Doch der publizistische Erfolg war ein Strohfeuer. Die sexuelle Liberalisierung der 70er Jahre, in den Massenmedien zur "Revolution" stilisiert, hatte wenig mit den Intentionen Reichs zu tun; das signalisiert bereits der Untertitel seiner »Sexuellen Revolution«: »Zur charakterlichen Selbststeuerung des Menschen.« Der Absatz der Reich'schen Schriften ging -- nicht zuletzt wohl aus Enttäuschung über ihren nicht den Erwartungen der meisten Leser entsprechenden Inhalt -- nach dem boom  der ersten Jahre rapide zurück; um 1980 waren nur noch wenige Reich-Titel im Handel.

Vor einigen Jahren jedoch wurde Reich von einer neuen Generation wiederentdeckt: jetzt allerdings nicht der Sexualrevolutionär, sondern der "Orgonforscher", der Reich in der zweiten Hälfte seines Wissenschaftlerlebens war. Der Verlag Zweitausendeins, der bereits vielerlei fringe science  im Programm hatte und hat, wird die "orgonomischen" Spätschriften Reichs fast vollständig herausbringen und wirbt dafür mit einer FAZ-Schlagzeile: »Die Renaissance des Regenmachers.« Von Reich als einem revolutionären Sexuologen ist jetzt kaum noch die Rede.

Was wurde aus der "Sexuellen Revolution"?

Volkmar Sigusch, gewiss einer der kompetentesten Beobachter der Entwicklung der mittlerweile dreissig Jahre, die seit dem Erscheinen von Reichs Buch mit jenem programmatischen Titel vergangen sind, hat kürzlich eine Art Bilanz gezogen (Sigusch 1996). Sie besteht aus nur drei Seiten sehr kompakten Textes und verdiente eine genaue, eine philologisch genaue Analyse; denn sie ist durchzogen von einer verwirrenden Ambivalenz, von Widersprüchen und dunklen Formulierungen, die bei einem so versierten Autor verwundern und eine Erklärung erheischen. Hier kann aus diesem Resümee zur auch von Sigusch so genannten "sexuellen Revolution" der Jahre 1968ff nur hervorgehoben werden, was einigermassen eindeutig und in Hinblick auf Reich von Interesse scheint.

Sigusch zeigt sich stark beeindruckt von der Entwicklung, die die "letzte sexuelle Revolution", wie er die sexuelle Liberalisierung immer wieder sibyllinisch nennt, genommen hat; von dem, was "die Gesellschaftsindividuen", im Gegensatz zu den Erwartungen mancher Sexualforscher, aus ihr gemacht haben, und spricht, die vorläufigen Ergebnisse der noch immer andauernden "rasanten Umwertung der Sexualität" aufzählend, von einer derzeit stattfindenden "neosexuellen Revolution". Die Massenmedien beschäftigten sich heute permanent mit "beinahe allen uns [Sexualmedizinern] gewissermassen von Amts wegen geläufigen Praktiken." Es gäbe "jetzt bei uns eine sexuelle und geschlechtliche Buntscheckigkeit, von der die letzte sexuelle Revolution nicht einmal träumte."

Die antiquierte "letzte sexuelle Revolution" habe von Verklärungen und Mystifizierungen des Sexus gelebt, habe ihn mit einer Mächtigkeit ausgestattet, wie es heute nur noch Kinder und Perverse tun und -- als "letzte Instanz" -- der Vatikan. Die neosexuelle Revolution habe damit aufgeräumt. Die Sexualität werde heute nicht mehr positiv mystifiziert, sondern so negativ gesehen, wie sie oft ist; sie sei banalisiert und kommerzialisiert und damit zur "Selbstverständlichkeit wie Egoismus oder Motilität" geworden.

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Ist Reich antiquiert?

Wenngleich Sigusch mit forsch realistischem Gestus feststellt, aus dem Revolutionären Eros  von einst sei Lean Sex  geworden; wenn er diese wohl notwendige Entwicklung begrüsst und dazu abfällig über diejenigen spricht, die sie "sentimental" beklagen, so möchte er doch auf keinen Fall als völlig affirmativ erscheinen. Deshalb schliesst er mit folgenden, an Verlautbarungen der altgewordenen "kritischen Theoretiker" erinnernden Sätzen: "Eines Tages aber brechen jene Wünsche und Begierden, die sich dem Bewusstmachen verweigerten, doch wieder durch. Die [sadomasochistischen, fetischistischen, transsexuellen etc.] Lifestyles  erweisen sich dann als so partiell, wie sie nun einmal sind. Und das allgemeine sexuelle und geschlechtliche Elend, das gar nicht übertrieben werden kann, tritt wieder ins Bewusstsein. Es wäre aber nichts als Sentimentalität, wollten wir die nur scheinbar von den kulturellen Umbrüchen unberührten Wünsche und Begierden gegen die Neosexualitäten [Lifestyles] ins Feld führen. Denn ohne alte Vorstellungen von natürlichen Trieben und ewigen Werten, die bis aufs Fleisch korrumpiert sind, liesse sich das [?] gar nicht bewerkstelligen. So bleibt uns nur, die Wunde des Möglichen bluten zu lassen, angezogen und abgestossen, getrost und ungetrost."

Hier gilt es, genau zu lesen. Als denjenigen, der einst den "Ewigen Eros" als "revolutionär" "beschworen" habe, nannte Sigusch zuvor, scheinbar beiläufig und in einem verschachtelten Satz leicht übersehbar, allein Wilhelm Reich. Reich ist auch mit demjenigem gemeint, dem Sigusch unterstellt, er operiere mit der "sentimentalen" Vorstellung von reinen "natürlichen Trieben und ewigen Werten", die er "undialektisch" gegen das Bestehende setze; der zudem "die Sexualität mit einer solchen Mächtigkeit ausgestattet" habe, dass er der Illusion verfiel, "durch ihre Entfesselung die ganze Gesellschaft stürzen zu können."

Wer Siguschs Äusserungen zu Reich aus den 70er Jahren kennt, wird an der Korrektheit dieser Lesart seines rezenten Textes keine Zweifel haben. (Vgl. Laska 1979) Selbst die Zusammenstellung der "Forderungen" Reichs mit denen des Vatikans geschah hier nicht zum ersten Mal. Sigusch zeigt demonstrativ seine Genugtuung über die Entwicklung der (sog.) sexuellen zur (sog.) neosexuellen Revolution, die er durch die Behauptung der Existenz eines nach wie vor herrschenden -- bloss nicht mehr bewussten -- allgemeinen sexuellen Elends kaum wirksam konterkariert, und dies scheint eng mit seinem schwierigen, ambivalenten Verhältnis zu Reich zusammenzuhängen. Die Geschichte hat, so scheint Sigusch fest glauben zu wollen, endlich erreicht, was ihm in seinen früheren -- bezeichnenderweise meist nicht direkt angesetzten -- Attacken nicht gelungen war: sie hat Reich erledigt, antiquiert; denn die Sexualität ist "entfesselt" und die Gesellschaft keineswegs "gestürzt". Nur: Sigusch spürt, dass sein Konstrukt der Lehre Reichs nicht stimmt -- deshalb der chaotische Text.

Die Neue Linke contra Reich

Die Wiederentdeckung Reichs 1966 beruhte, wie der anschliessende Kommerzerfolg seiner Bücher, zum Grossteil auf Oberflächlichkeit und Missverständnissen. Sigusch war nicht der einzige Experte, der sie -- aber nicht deshalb -- mit zwiespältigen Gefühlen sah und gegen Reich antrat; andere Sexualforscher, etwa Eberhard Schorsch und Gunter Schmidt, reagierten ähnlich; die meisten allerdings ignorierten Reich. Ernest Borneman nannte sich einen Schüler Reichs -- ohne freilich dessen Ideen zu vertreten -- und trug damit nicht gerade zu

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Reichs Reputation bei. Namhafte Psychoanalytiker versuchten -- hinter den Kulissen -- das Erscheinen weiterer Bücher Reichs zu verhindern: diese würden das nach 1945 mühsam errungene Ansehen der Psychoanalyse gefährden.

Marxistische Autoren schrieben ebenfalls gegen den "Freudo-Marxisten" Reich: In »Konkret« (8.4.1969) Hubert Bacia »Der Funktionär des Orgasmus«; in »Argument« (Nr.60, 1970) Ekkehard Ruebsam »Der heilige Wilhelm Reich und sein Fetisch Genitalität«; nicht zuletzt der einstige SDS-Vorsitzende Reimut Reiche in seinem einflussreichen Buch »Sexualität und Klassenkampf« (1968ff).

Die intellektuell aufwendigsten und eloquentesten Attacken gegen Reich kamen von dem in Fragen der Psychoanlyse und des Marxismus gleichermassen versierten Helmut Dahmer (z.B. in seinem Buch »Libido und Gesellschaft« 1973). Die wenigen Stimmen, die sich um Objektivität bemühten (etwa Hans Krieger in mehreren Artikeln in der ZEIT), kamen nicht von Fachleuten und hatten geringen Einfluss.

Reich war also keineswegs der "Gott der Neuen Linken", als der er damals von konservativen Psychoanalytikern und Journalisten, meist in polemischer Absicht, apostrophiert wurde. Diesen Titel verdiente mit einigem Recht vielmehr Herbert Marcuse, auf den sich denn auch Sigusch, Reiche, Dahmer und andere massgebliche Autoren gerne beriefen. Marcuse hatte in einer absichtsvoll kurzen Passage von »Eros und Kultur« das Signal dafür gesetzt, wie Reich zu beurteilen sei. (Marcuse 1968: 234) Die Angriffe von linken Autoren auf Reich, die, wie schon die genannten Titel vermuten lassen, zum grossen Teil eher Verunglimpfungen waren, folgten dann automatisch: von hochwissenschaftlich gehaltenen Traktaten bis zum spöttischen Hassgedicht von Hans Magnus Enzensberger gegen den "Rosenkreuzer des Fick". Diese Attacken stiessen eigentlich ins Leere, galten im Grunde einem eigenproduzierten Popanz, dienten, um einen Marx'schen Euphemismus zu gebrauchen, der "Selbstverständigung". Jedenfalls mobilisierten sie weder nennenswerte Abwehr noch Gegenangriffe; denn es gab, obwohl Reichs Bücher massenhaft verkauft worden waren, keine intellektuell vernehmbare "reichianische" Partei bzw. Fraktion in der Studentenbewegung.

Sexualität als "Roter Faden" in Reichs Werk

Reichs Theorie(n) wurde(n) damals im Grunde nirgends positiv aufgenommen, jedenfalls nicht in ihrer Spezifität. Als dann, anfangs nur gerüchteweise, mehr über die Aktivitäten des späten Reich, des "Orgonforschers", bekannt wurde (vgl. Boadella 1973, Laska 1981, Sharaf 1983), da versuchte man auf Seiten der Linken nicht, die innere Logik dieser Entwicklung nachzuvollziehen, auch nicht, in ihr das tragische Schicksal eines Gesinnungsgenossen zu sehen. Man war vielmehr erleichtert: Reich sei ja doch offenkundig "verrückt" geworden (und, wie manche nun konstruierten, schon seit je gewesen). Das entband von einer tiefergehenden Beschäftigung mit seinen Schriften, seinen Konflikten, seinem aussergewöhnlichen Entwicklungsgang -- dessen "roter Faden", wie Reich auch in seinen letzten Jahren noch betonte, das Thema Sexualität gewesen ist.

Tatsächlich bekundete Reich schon als Student, noch bevor er sich der psychoanalytischen Bewegung Freuds anschloss, ein starkes Interesse an der wissenschaftlichen Erforschung der Sexualität. Weil im Curriculum des Medizinstudiums, das Reich sofort nach der Demobilisierung 1918 in Wien begann, sexualwissenschaftliche Themen nicht vorkamen, hatten einige Studenten ein privates "Seminar für Sexuologie" organisiert, in dem sie sich das

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ausseruniversitär vorhandene Wissen, z.T. mit Hilfe von Fachreferenten, aneigneten. Reich wurde bald zum aktivsten Teilnehmer des Seminars. Damals, im Frühjahr 1919, notierte er in sein Tagebuch: "Ich bin aus eigener Erfahrung, durch Beobachtungen an mir und anderen, zur Überzeugung gekommen, dass die Sexualität der Mittelpunkt ist, um den herum das gesamte soziale Leben wie die innere Welt des Einzelnen ... sich abspielen." (Reich 1969: 31)

Reichs erste Veröffentlichungen, von denen einige auf seinen in jenem Seminar gehaltenen Referaten beruhten, erschienen denn auch in der von Iwan Bloch herausgegebenen »Zeitschrift für Sexualwissenschaft«. Obwohl Reich sich damals als Sexuologe bezeichnete, entfernte er sich bald von denen, die sich professionell so nannten. Freuds »Drei Abhandlungen zur Sexualität«, die bereits 1905 erschienen waren, beeindruckten ihn mehr als die diversen Spezialitäten, die die meisten der damaligen Sexuologen beschäftigten. Freuds kleine Schrift entschied über Reichs Berufswahl. Ende 1920, noch als Student, wurde Reich als Mitglied in die Wiener Psychoanalytische Vereinigung aufgenommen. Das war just zu einem Zeitpunkt, als Freud selbst eine einschneidende theoretische Wende vollzog, mit der er die Abschwächung der Bedeutung der Sexualität in der Psychoanalyse einleitete. Reich sah sich später stets als Erbe des "jungen" Freud, dem er -- in Unkenntnis vieler biographischer Fakten -- eine Auffassung der Sexualität zuzuschreiben geneigt war, die der eigenen glich.

»Die Funktion des Orgasmus«

In den nächsten fünf bis sechs Jahren als Psychoanalytiker entwickelte Reich das Konzept, das er zeitlebens als das Herzstück all seiner Theorien, die er später auf traditionell voneinander geschiedenen Wissensgebieten noch formuliert hat, betrachtete: das Konzept der "orgastischen Potenz", das er 1927 in seinem Buch »Die Funktion des Orgasmus« (Reich 1927; nicht zu verwechseln mit seiner 1942 geschriebenen "wissenschaftlichen Autobiographie" gleichen Titels: Reich 1969) präsentierte. Dieses Konzept brachte ihm all die Ablehnung und Feindschaft ein, die ihm zeitlebens, über seinen Tod und schliesslich über seine literarische Renaissance von 1966ff hinaus bis heute entgegengebracht wurde -- was nicht leicht zu erklären ist.

Das Buch wurde zunächst jedoch durchaus anerkennend rezensiert. Max Marcuse nannte es in der »Zeitschrift für Sexualwissenschaft« (Bd.14, H.8) trotz prinzipieller Kritik an der psychoanalytischen Grundlage eine "Arbeit von wissenschaftlichem Rang [...] reich an vorzüglichen Beobachtungen und treffenden Urteilen." Eugen Bleuler lobte in der »Münchner Medizinischen Wochenschrift« (Bd.74, S.1425): "Zum Unterschied von manchen neueren Arbeiten der Freudschüler verlegt sich R. nicht nur aufs Behaupten, sondern er sucht, wenigstens im Hauptteile, Beweise zu geben." Erwin Wexberg hob im »Zentralblatt für die gesamte Neurologie und Psychiatrie« (Bd.47, H.7/8) hervor, dass "das Buch eine an sich wertvolle Phänomenologie des Sexualaktes [enthält], die in dieser Sorgfalt bisher noch nicht gegeben wurde", und fügte hinzu: "Der Kritik der herrschenden Sexualmoral ... kann man nur rückhaltlos zustimmen." Und Arthur Kronberg meinte im »Archiv für Frauenkunde« (Bd. 14, H. 3): "Dieser ausserordentlich wertvollen und inhaltreichen Arbeit ist es wirklich gelungen, die Freudsche Sexualtheorie und Neurosenlehre, auf die sie sich stützt, an Hand eines beträchtlichen Materials inhaltlich auszugestalten und gedanklich zu

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vertiefen." Alle Rezensenten zollten Reichs Arbeit, obwohl sie der Psychoanalyse kritisch gegenüber standen, hohe Anerkennung.

Reich als Antipode Freuds

Anders sah es innerhalb der Psychoanalytischen Bewegung aus. Reich berichtete später über die Reaktion Freuds, als er ihm an dessen 70. Geburtstag das Manuskript des ihm, seinem Lehrer, "in tiefer Verehrung" gewidmeten, noch ungedruckten Buches überreichte: "Er besah das Manuskript, zögerte ein wenig und sagte dann wie in Unruhe: 'So dick?' ... Das war keine rationale Reaktion. Er war sonst sehr höflich..." (Reich 1969: 146) Freud hatte freilich vorher gewusst, an welchen Problemen sein dynamischster Schüler arbeitete, und war offenbar nicht erfreut darüber. Er schrieb Reich nach der -- lange hinausgezögerten -- Lektüre des Manuskripts zwar einen anerkennenden Brief, äusserte sich aber, ganz entgegen seiner Gepflogenheit, niemals schriftlich über Reichs Konzept der orgastischen Potenz -- abgesehen von einigen sparsamen, leicht ironischen Bemerkungen in seiner Korrespondenz.

Dieses (Null-)Signal des Meisters wurde durchaus verstanden, zumindest insoweit, dass jahrelang in keiner der psychoanalytischen Zeitschriften eine Rezension des Buches erschien. Der unausgesprochene Bann konnte andererseits nicht gut auf Dauer bestehen bleiben -- immerhin war Reich offiziell ein angesehenes Mitglied der Vereinigung. Drei Jahre nach Erscheinen schliesslich stellte Otto Fenichel, der "Polyhistor" der Psychoanalyse, das Buch in einem ungewöhnlich langen Referat in der »Internationale(n) Zeitschrift für Psychoanalyse« (Jg.1930, H.3/4) vor.

Fenichel war ein Studienfreund Reichs aus dem sexuologischen Seminar und stand in seinen Ansichten zu dieser Zeit Reich noch sehr nahe; beide gehörten einer informellen marxistischen Fraktion innerhalb der psychoanalytischen Bewegung an. Fenichel ging in seinem Artikel sehr detailliert auf Reichs Buch ein, zumal dessen "für die psychoanalytische Forschung so bedeutungsvolles Thema, die Funktion des Orgasmus, merkwürdigerweise vor Reich nur sehr wenig Beachtung" gefunden habe. Seine Kritik ist im wesentlichen fair und enthält Hinweise, die Reich für seine weitere Arbeit nutzbringend verwendete. Eines ist hier jedoch hervorzuheben. Fenichel hebt an immerhin sechs Stellen ausdrücklich hervor, dass Reichs Forschungen Freuds frühere Annahmen, Behauptungen, Ergebnisse etc. bestätigt und konsolidiert hätten -- meist solche, die unmittelbar die Rolle der Sexualität in der Neurosenlehre betrafen. Er folgte darin den Vorgaben Reichs, der damals stets betonte, im Sinne Freuds zu arbeiten, auch dann noch, als Freud mit der Einführung des Konzepts vom Todestrieb und der neuen "Metapsychologie" seine eigene psychoanalytische Theorie entscheidend modifiziert hatte. Die Situation war allerdings keineswegs so klar, dass den Beteiligten bewusst gewesen wäre oder dass sich aufgrund der Quellenlage eindeutig sagen und belegen liesse, damals sei Reich im Namen des jungen Freud und dessen Sexualtheorie gegen den alten Freud angetreten.

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Die Ächtung Reichs

Freud indes muss schon früh geahnt haben, dass ihm mit Reich unter seinen treuesten Schülern sein veritabler Antipode heranwachsen könnte. Eine Zeit lang scheint er geglaubt zu haben, Reich würde von sich aus seinen eingeschlagenen Weg verlassen und einen Platz innerhalb des doch sehr weit gesteckten Rahmens der psychoanalytischen Bewegung finden. Freud nahm deshalb noch 1928 Reich gegen übereifrige Orthodoxe, die innerhalb der psychoanalytischen Organisationen gegen ihn intrigierten, in Schutz. Doch um 1930 scheint Freud diese Haltung gegenüber Reich geändert zu haben: als erstes liess er jene Feinde Reichs nun gewähren; schliesslich meinte er sogar selbst, dass die Psychoanalytische Vereinigung alles tun müsse, um sich Reichs zu entledigen.

Aber wie? Die offene Diskussion der sachlichen Differenzen scheint Freud von Anfang an nicht erwogen zu haben. Eine Reihe geschickt eingefädelter, geheimdiplomatischer Winkelzüge, dazu die verworrene Situation, die 1933/34 für die ja meist jüdischen Psychoanalytiker in Deutschland entstanden war, machten es möglich, dass der durchaus kämpferische Reich auf dem Psychoanalytischen Kongress im August 1934 in Luzern einen Ausschluss nicht mehr abwenden konnte -- einen Ausschluss, der als temporär, als organisatorische Formalität aufgrund der politischen Lage deklariert wurde und so in die Annalen der Psychoanalyse einging. (Vgl. Laska 1981: 56, 61-64; Nitzschke 1992: passim)

Dieser Ablauf klingt zunächst nicht sonderlich dramatisch. Intrigen, Machtkämpfe, Richtungsstreit gibt es in allen Organisationen. Um die aussergewöhnliche Bedeutung des "Falles Reich" in der Geschichte der Psychoanalyse plausibel zu machen, müsste er in allen Details präsentiert werden, müsste zudem und vor allem die theoretische Substanz der Konfrontation Reich/Freud dargelegt werden. Ein deutlicher Hinweis auf die Brisanz, aber auch auf die Schwierigkeit des Erfassens des Vorgangs dürfte jedoch schon die Tatsache sein, dass der ganze Komplex seit 1934 über Jahrzehnte hinweg weitgehend unangetastet geblieben ist; dass der durch seine charakteranalytischen Pionierarbeiten schon zu einigem Ruhm gelangte Reich plötzlich zur Unperson geworden war, über die "man" nicht diskutiert. Aber auch alle Versuche einer Aufhellung, die seit den 70er Jahren unternommen wurden, konnten letztlich nicht voll befriedigen -- und dies, wie es scheint, nur z.T. aufgrund der noch immer restriktiv gehandhabten Zugangsmöglichkeiten zu den Archivalien.

Die Tarnungen der Ächtung

Eine der historischen Gegebenheiten, die den Blick auf den Kern des Konflikts zwischen Reich und Freud nach wie vor verstellen, war Reichs politisches Engagement auf Seiten der Arbeiterbewegung vom Sommer 1927 an bis Mitte der 30er Jahre. Dies erlaubte es Freud, den Konflikt so zu sehen, ihn vor seinen engeren Mitarbeitern so darzustellen und schliesslich so zu handhaben, als seien es primär von der politisch prekären Situation der Zeit erzwungene Gründe gewesen, die die Eliminierung und Ächtung des als Analytiker der »Massenpsychologie des Faschismus« (so ein Buchtitel Reichs 1933) exponierten Kollegen erforderlich gemacht haben. Der Fall Reich blieb für Psychoanalytiker lange Zeit auch deshalb tabu, weil schon die kompromisslerische, illusorische und beschämende Politik der noch von Freud geführten internationalen psychoanalytischen Bewegung gegenüber dem Nationalsozialismus tabuisiert war.

Aus dem in den letzten Jahren von einigen jüngeren,

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historisch interessierten Psychoanalytikern eingeleiteten Aufrollen der damaligen Vorgänge in den deutschen, österreichischen und internationalen Organisationen der Psychoanalyse ging -- nolens volens  -- als Nebenprodukt auch eine Rehabilitation Reichs hervor: als konsequenter Opponent der Nationalsozialisten (vgl. Nitzschke 1992).

Doch eine solche Aufklärung und Rehabilitation lässt sich noch immer von der Camouflage blenden, die die Zeitumstände Freud zur Verfügung gestellt haben, um den eigentlichen Konflikt mit Reich zu ersticken statt argumentativ auszutragen. Dieser Konflikt hatte ersichtlich und belegbar zu einem Zeitpunkt begonnen, als Reich sich politisch überhaupt noch gar nicht betätigt hatte. Reichs Wendung zum Marxismus und politischen Aktivismus lässt sich biographisch vielmehr zum grossen Teil als Ausweg aus der gravierenden Lebenskrise deuten, in die er geraten war, nachdem Freud jene Arbeit, von der Reich glaubte, dass er sich durch sie als Freuds treuester Schüler ausweise, brüsk abgewiesen hatte. (Im übrigen: Politisches Engagement, auch das öffentliche Vertreten marxistischer Positionen, tolerierte Freud bei seinen sonstigen Schülern und Mitarbeitern ohne weiteres; es hatte für keinen Psychoanalytiker die Folge, die es für Reich hatte.)

Der theoretische Konflikt zwischen Reich und Freud hat seinen Kern, darüber sollte man sich nicht täuschen lassen, in Reichs Konzept der Sexualität, näherhin in Reichs Einführung der "orgastischen Potenz". Reich berichtet, Freud habe ihm einmal unter vier Augen gesagt, er, Reich, habe entweder ganz Unrecht oder er werde einmal die ganze Last der revolutionären Psychoanalyse allein zu tragen haben. In dieser Rolle, als legitimer Nachfolger des frühen Freud, sah Reich sich schon zu Lebzeiten Freuds -- und zwar aufgrund seiner Konzeption der Sexualität und der überragenden Bedeutung, die er ihr nach wie vor zumass, während sie diese bei Freud und den verschiedenen Freudianern so oder so einbüsste.

"Roter Faden" Sexualität führt weiter

Reich konnte mit diesen Methoden natürlich nicht davon überzeugt werden, dass er sich auf einem falschen Weg befand. Aber er liess sich von der Phalanx seiner Feinde auch nicht zerbrechen. Für ihn blieb die Sexualität, wie er sie erforscht hatte, der "rote Faden" seiner weiteren Arbeit nach dem Ausschluss aus der Psychoanalyse. Er gründete 1934 im skandinavischen Exil seine eigene »Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie«, in der er die Ergebnisse seiner weiteren Arbeit publizierte, die sich nun auch auf den somatischen Bereich ausdehnte. »Der Orgasmus als elektrophysiologische Entladung«, »Experimentelle Ergebnisse über die Funktion von Sexualität und Angst«, »Orgasmusreflex, Muskelhaltung und Körperausdruck« sind Titel von damals entstandenen Abhandlungen, die andeuten, in welche Bereiche ihn sein Bemühen um Ausbau und Fundierung seines Konzeptes von Sexualität führte.

Obwohl Reich von der Psychoanalyse geächtet war und im Exil gegen gezielt gestreute Gerüchte, er sei geisteskrank, sexbesessen etc. zu kämpfen hatte, konnte er seine Position weiter konsolidieren, und zwar gerade auf der Basis seiner Arbeiten, die ihn, seinem "roten Faden" folgend, auf das Gebiet der Psychosomatik geführt hatten. Während orthodoxe Psychoanalytiker damals -- ebenso wie heute -- Reichs Fortentwicklung der Therapietechnik über die talking cure  hinaus allen Ernstes als Beweis für seine Geisteskrankheit ansahen, bestärkten ihn seine faktischen Erfolge darin, dass seine theoretischen Grundlagen, näherhin sein Konzept der orgastischen Potenz, solide waren. Reich gewann, vor allem im US-Exil,

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viele Schüler, wurde zum "Vater der Körper[psycho]therapien". Fritz Perls (Gestalttherapie) und Alexander Lowen (Bioenergetische Analyse) etwa sagten, sie hätten Wichtiges von Reich gelernt. Es gibt heute in den USA ein (privates) "College of Orgonomy", das nach strengen Regeln reichianische Orgontherapeuten ausbildet. Für die meisten Psychoanalytiker freilich ist Reich noch immer persona ingrata  oder eher noch, wie für die kulturelle Welt überhaupt, eine quantité négligeable,  allenfalls eine Kuriosität.

"Orgastische Potenz"

Reich wurde und wird zwar -- deformiert und reduziert auf ein Zerrbild als Sexualrevolutionär, als Therapeut, als Regenmacher o.a. -- von gewissen subkulturellen Kreisen gefeiert, pragmatisch verwertet, in jeweils modische Ideologien integriert. Seine Bücher sind deshalb zeitweilig sogar zu Bestsellern geworden. Schriften, die einst unisono  von Psychoanalytikern, Kommunisten und Nationalsozialisten verketzert und noch 1956 in den USA von Amts wegen verbrannt wurden, scheinen harmloser Lesestoff geworden zu sein.

Haben also einerseits der wissenschaftliche Fortschritt in Psychologie, Medizin und Sexuologie und andererseits die gesellschaftliche Entwicklung in den westlichen Ländern, näherhin die legendäre "sexuelle" und die von Sigusch so genannte "neosexuelle Revolution", Reich tatsächlich vollends antiquiert?

Wer diese Frage, vielleicht aus Unbehagen über den Gang jener Entwicklung und den Talmiglanz der "postmodernen" "Diskurse", nicht mit einem schnellen Ja beantworten möchte, der tut wahrscheinlich gut daran, die erstickte Kontroverse zwischen Reich und Freud, die sich beide noch als Aufklärer im umfassenden Sinn verstanden, einer gründlichen Prüfung zu unterziehen und wird damit auf Reichs Anfänge als Sexuologe zurückgeführt.

Das entscheidende Ereignis, das Reich in Konflikt zu Freud brachte, war offenkundig seine Einführung der schon mehrfach genannten "orgastischen Potenz", scheinbar nur eines sexuologischen Fachbegriffs, und deren weitreichende, vor allem auch soziale Konsequenzen. Reich akzeptierte nicht, dass es in der Psychoanalyse kein wirkliches Heilungskriterium gab, keinen Begriff von seelischer und sexueller Gesundheit, auf den hin die Therapie auszurichten sei. Wer in der gegebenen gesellschaftlichen "Realität" symptomfrei funktioniert, musste nach seiner Auffassung keineswegs als "gesund" gelten. In der "orgastischen Potenz", deren Definition hier keine Rolle spielt, sah Reich das Kriterium für eine umfassende Gesundheit (Reich 1927; Müschenich 1995).

Reich hat alte, gewachsene Normen verworfen, selbst aber mit der "orgastischen Potenz" als Gesundheitskriterium bewusst keine neue Norm gesetzt; er war gleichwohl ein Gegner des anything goes.  Das hat Freud, der sich noch an die "anarchistischen Revolten" zweier seiner Schüler, des jungen Sándor Ferenczi und des Otto Gross, erinnert haben wird, verstanden (vgl. Laska 1996). Das haben auch marxistisch versierte Psychoanalytiker wie Otto Fenichel verstanden. Sie haben deshalb Reich gar nicht erst dadurch zu kritisieren versucht, dass sie ihm, wie die oben genannten späteren, auf Marx, Freud und Marcuse bauenden Autoren, vorwarfen, er habe die "Genitalität fetischisiert" und eine "naturalistische Heilslehre" propagiert (vgl. z.B. Dahmer 1973: 372-418).

Freud, das legt seine oben skizzierte Reaktion auf Reich nahe, scheint derjenige gewesen zu sein, der die weitreichenden anthropologisch-kulturtheoretischen Implikationen des Reich'schen Konzepts von

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Sexualität damals am deutlichsten sah, deutlicher vielleicht als Reich selbst. Die Rekonstruktion der von ihm im Keim erstickten Kontroverse, die noch immer aussteht, wäre zunächst vielleicht insofern instruktiv, als sie die Grösse der mit dem Sexuellen verbundenen Menschheitsprobleme vor Augen führte und davor bewahrte, sich, wie Sigusch, von der "Buntscheckigkeit" der Phänomene der gegenwärtigen "neosexuellen Revolution" allzusehr beeindrucken zu lassen.


Zur Nachschrift
Neosexuelle Revolution statt sexuelle Revolution


Literatur

Boadella, David: Wilhelm Reich. London: Vision Press 1973 (dt. 1981)
Dahmer, Helmut: Libido und Gesellschaft. Studien über Freud und die Freudsche Linke. Frankfurt/M: Suhrkamp 1973
Enzensberger, Hans Magnus: Mausoleum. Frankfurt/M: Suhrkamp 1975
Laska, Bernd A.: Die heutige Sexualwissenschaft über Reich. In: Wilhelm-Reich-Blätter, Jg.1979, H.2, S.35-52
Laska, Bernd A.: Wilhelm Reich. Reinbek: Rowohlt 1981 [5., ergänzte und aktualisierte Aufl. 1999]
Laska, Bernd A.: Wilhelm Reich. [8-seitiger Artikel] in: Lexikon der Anarchie, hg.v. Hans Jürgen Degen. Bösdorf: Verlag Schwarzer Nachschatten. (Loseblatt-Sammlung) Lieferung Sept. 1996
Marcuse, Herbert: Triebstruktur und Gesellschaft. (1955) Frankfurt: Suhrkamp 1968
Müschenich, Stefan: Der Gesundheitsbegriff im Werk des Arztes Wilhelm Reich. Marburg: Verlag Görich & Weiershäuser 1995
Nitzschke, Bernd: »...im Interesse unserer psychoanalytischen Sache in Deutschland.« In: Jörg Wiesse (Hg.): Chaos und Regel. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1992. S.76-131
Reich, Wilhelm: Die Entdeckung des Orgons. Band 1: Die Funktion des Orgasmus. (1942) Köln: Kiepenheuer & Witsch 1969
Reich, Wilhelm: Die Funktion des Orgasmus. Leipzig/Wien/Zürich: Internationaler Psychoanalytischer Verlag 1927
Reich, Wilhelm: Die Sexuelle Revolution. Zur charakterlichen Selbststeuerung des Menschen. (1945; 1936 u.d.T. »Die Sexualität im Kulturkampf«) Frankfurt/M: Europäische Verlagsanstalt 1966
Sigusch, Volkmar: Die Zerstreuung des Eros. In: Der Spiegel, Nr.23/1996, S.126-130
Sharaf, Myron: Fury on Earth. New York: St.Martin's Press 1983 (dt. 1994)

 


Anmerkungen Dez. 1998:
1) Zwei Artikel zum obigen Thema aus dem Jahre 1979 sind hier zu finden.
2) Volkmar Sigusch hat inzwischen seine These von der "Neosexualität" für ein Fachpublikum ausführlicher dargestellt:
V.S.: Die neosexuelle Revolution. In: PSYCHE, Heft 12/1998 (Dez. 1998), S. 1192-1234
dort Hinweis auf eine englischsprachige Version:
V.S.: The neosexual revolution. In: Arch. Sex. Behav. 27 (1998), pp. 331-359


Nachschrift (2004)

Neosexuelle Revolution statt sexuelle Revolution

Wilhelm Reich hatte 1936 sein Buch »Die Sexualität im Kulturkampf« mit dem Untertitel »Zur sozialistischen Umstrukturierung des Menschen« versehen. Als er es unverändert 1945 in den USA (1966 in der BRD) mit dem neuen Titel »Die sexuelle Revolution« erscheinen liess, gab er ihm den neuen Untertitel »Zur charakterlichen Selbststeuerung des Menschen«. Im Gegensatz zu Horkheimer und Adorno -- die 1944 eine "vollends aufgeklärte" Welt zu erblicken meinten und darüber in Defaitismus versanken --

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