L S R
ein paraphilosophisches Projekt
nicht in der Zeit, aber -- an der Zeit

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Geschrieben im April 1998
Erstveröffentlichung in: Die richtige Idee für eine falsche Welt. Perspektiven der Anarchie.
Hg. v. Rolf Raasch und Hans Jürgen Degen.
Berlin: OPPO-Verlag 2002, S. 93-100


LSR als "anarchistisches" Projekt

von Bernd A. Laska


Vorbemerkung: L / S / R steht für La Mettrie / Stirner / Reich, die Namen dreier Autoren [und ihr "Programm"], die in der Ideengeschichte allgemein keinen guten Ruf haben, im LSR-Projekt jedoch als Schlüsselfiguren vorgestellt werden, mit deren Hilfe eine neue Sicht auf die in eine Sackgasse geratene Aufklärung (incl. Anarchismen) und daraus Orientierung in der gegenwärtigen Misere gewonnen werden kann. Schon diese pauschale Umschreibung der Ambition des LSR-Projekts zeigt, dass hier nicht eine stringente Darstellung folgen kann, sondern nur ein Versuch, dessen Sinnhaftigkeit zu vermitteln und den Bezug zum historischen (und einem evtl. künftigen) Anarchismus herzustellen; dass ansonsten aber auf die vorhandene Literatur (gedruckt und im Internet -- http://www.lsr-projekt.de) und deren Fortführung zu verweisen ist.


Die Frage nach den (Zukunfts-)Perspektiven des Anarchismus erscheint heute den meisten, die mit dessen Geschichte vertraut sind, als antiquiert. Der Anarchismus als politische Bewegung trat in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf und endete spätestens in den 30er Jahren des folgenden. Er war in dieser Epoche ein (zahlenmässig wenig bedeutender) Teil der sog. Arbeiterbewegung, der der marxistischen Theorie misstraute und den Staat nicht absterben lassen, sondern aktiv beseitigen wollte. Der im Gefolge der sog. 68er-Revolte aufkommende (Neu-)Anarchismus konnte, da ihm die Basis in der Arbeiterschaft fehlte, kaum mehr sein als eine literarische Aneignung jenes versunkenen (Alt-)Anarchismus.

Von diesem alten Standort, das ist heute evident, eröffnet sich dem Blick dessen, der von der Idee des Anarchismus in irgendeiner Form dennoch nicht lassen mag, keine in die Zukunft gerichtete Perspektive mehr. Viele der heutigen, sozusagen freischwebenden Anarchisten haben deshalb andere Standorte gesucht, haben sich an aktuelle politische Trends wie Öko- oder Frauenbewegung angeschlossen und propagieren einen besonders vehementen Anti-Faschismus, Anti-Rassismus etc. Manche haben sich vom Ruch des Namens gelöst und nennen sich nicht mehr Anarchisten, sondern Libertäre, ihre Zeitschrift nicht eine "anarchistische", sondern z.B. gequält-ironisch eine "für Lust und Freiheit", etc. Einige näherten sich dem libertarianism,  einer der US-Tradition entstammenden Variante des sog. individualistischen Anarchismus, andere den modischen poststrukturalistischen Ideen französischer Provenienz. Von syndikalistischen Anarchisten hört man kaum noch. Diese grobe Beschreibung der Lage wird als im Grossen und Ganzen akzeptiert vorausgesetzt, kann jedenfalls hier nicht näher begründet werden.

Anstatt hier also die Gründe zu nennen, warum ich die bisherigen Standorte für ungeeignet halte, heute eine wirklich spezifisch anarchistische Perspektive zu bieten, möchte ich zunächst auf ein -- meiner Ansicht nach erstaunliches -- Defizit in der anarchistischen Theoriebildung hinweisen und anschliessend eine knappe Skizze des LSR-Projekts geben, das ich u.a. zu dessen Behebung konzipiert habe.

Dieses Defizit besteht offensichtlich in der anthropologischen Grundlegung der Anarchie. Man hat zwar nachgewiesen, dass "unzählige staats- und regierungslose Gesellschaften in aller Welt und zu allen Zeiten" bestanden haben, aber aus der Tatsache, "dass die Art von Gesellschaft, die Anarchisten sich vorstellen ... nie existiert" hat, (1) wurden kaum je ernsthafte Schlussfolgerungen gezogen. Eine aktuelle "Perspektive" für die Anarchie kann nicht durch Rückblicke auf primitive "Völker ohne Regierung" (Harold Barclay) gewonnen werden, sondern muss als Fortsetzung der europäischen Aufklärung konzipiert werden. Ein zukünftiger Anarchismus müsste eine grundsätzliche Alternative zu Sozialismus und Liberalismus sein, nicht bloss, wie die bisherigen Anarchismen, die Extremform einer dieser ideologischen Hauptströme der Moderne.

Die kollektivistischen und individualistischen Anarchismen haben ein Phänomen, von der die gesamte überlieferte Geschichte aller Kulturen zeugt, wenngleich nicht immer übersehen, so doch nie näher untersucht, ja oft lieber verdrängt: die Knechtseligkeit des Menschen, die servitude volontaire (La Boëtie, 1530-63).

Dies zeigte sich sehr deutlich, als um 1900, zur Blütezeit des Anarchismus, mit der Freud'schen Psychoanalyse als einer anfangs streng wissenschaftlich konzipierten Tiefenpsychologie neue Einblicke in elementare seelische Vorgänge möglich wurden, auch in die am Grunde alles hochgehaltenen Freiheitspathos wirksamen und bisher stets dominierenden gegenstrebigen Tendenzen im Individuum. Die Anarchisten, auch Gustav Landauer als Wiederentdecker von La Boëtie, standen der Psychoanalyse von vornherein diskussionslos ablehnend gegenüber. Sie wollten offensichtlich, ähnlich wie die Marxisten, die optimistischen Illusionen, die sie über die Freiheitssehnsucht des Menschen hegten, nicht antasten lassen, wollten die Frage, ob das, was hier provisorisch mit servitude volontaire  umschrieben wurde, eine sog. anthropologische Konstante sei, nicht aufgeworfen sehen.

Höchst bemerkenswert ist nun, dass die Psychoanalytiker, die sich, wie jeder seriöse Anarchist, als Aufklärer verstanden, sich ihres vermeintlich illusionslosen, in Wahrheit eher pessimistischen Menschenbildes, aller empirischen Bestätigung zum Trotz (sechs Jahrtausende servitude volontaire ) ebenfalls nicht wirklich sicher waren. Dies zeigte sich am Schicksal der freudo-marxistischen Theorieversuche, am deutlichsten jedoch daran, dass die Psychoanalytiker anarchistische Ideen ebenso diskussionslos verdrängten wie die Anarchisten die psychoanalytischen.

Der einzige radikal-aufklärerische, also zukunftsorientiert anarchistische Vorstoss von Schülern Freuds wurde auf dem Psychoanalytischen Kongress 1908 in Salzburg von Sándor Ferenczi (1873-1933) und Otto Gross (1877-1920) geführt. Dabei ging es um Probleme der Verhaltenssteuerung der Menschen, die "seit undenklichen Zeiten" aufgrund von "unappellierbaren Prinzipien", die ihnen als Kinder grossteils unbewusst und auf irrationale Weise implantiert wurden, funktioniert. Diese naturwüchsige, unreflektierte "Enkulturation" des Individuums, die Art der Bildung seiner Wertvorstellungen und "Identität" und nicht zuletzt die ubiquitäre servitude volontaire  als anthropologische Konstante wurden in Frage gestellt. Freuds Entdeckungen, meinten diese beiden seiner Schüler, ermöglichten erstmals in der Geschichte eine wirkliche, auch "innere" Revolution, die Evolution eines wirklich "neuen", d.h. freiheitsfähigen Menschen -- wenn nämlich Wege gefunden würden, die Erkenntnisse der Psychoanalyse "massenprophylaktisch", also durch einen "radikalen Umsturz in der Pädagogik", in die Praxis umzusetzen. Deutlicher wurden Ferenczi und Gross damals nicht. Gemeint war sicher, dass jene "unappellierbaren Prinzipien", der wesentliche Bestandteil des später von Freud konzipierten Über-Ichs als Träger der "archistischen" Tradition, zu eliminieren sei -- keine "negative Pädagogik" (Rousseau), keine anarchistische "Erziehung zur Freiheit" (Bakunin), keine "Anti-Pädagogik" (Braunmühl), eher eine Idee, die zuvor eigentlich nur bei La Mettrie und Stirner (2) angelegt war.

Freud indes, dem die Mehrheit seiner Schüler folgte, erstickte diese "anarchistischen" Vorstösse von Ferenczi und Gross im Keim. Gross wurde bald zum "Fall" und starb, von Freud ignoriert, im Jahre 1920. Ferenczi mässigte seine radikalen Ambitionen und wurde für lange Zeit Freuds engster Mitarbeiter. Erst ein späterer Schüler Freuds, Wilhelm Reich (1897-1957), hat mit ähnlicher Intention, aber gründlicher und ausdauernder, wieder einen solchen Vorstoss unternommen.
[Vgl. hierzu Otto Gross zwischen Max Stirner und Wilhelm Reich]

Wenn ich mich heute auf Reich beziehe, muss ich vorab zumindest einige Erklärungen abgeben, um nicht aufgrund der verbreiteten Reich-Bilder von vornherein grob missverstanden zu werden. Wilhelm Reich (1897-1957) machte sich in den 20er Jahren einen Namen als Psychoanalytiker, engagierte sich in den Jahren um 1930 in der marxistischen Arbeiterbewegung und entwickelte sich im norwegischen Exil der 30er Jahre und später in den USA im Alleingang zum Erforscher der "Orgonenergie", [Kurzkommentar] die entdeckt zu haben er behauptete. Nachdem Reich für einige Jahrzehnte vergessen gewesen war, entdeckte ihn die antiautoritäre Strömung der "68er" Studentenbewegung für sich und brachte ihn schnell zu postumer Prominenz als früher Freudo-Marxist und Herold der "sexuellen Revolution". [Vgl. hierzu Wilhelm Reich als Sexuologe]. Einige Jahre später, als "Therapie" gross in Mode kam, galt Reich als "Vater der Körperpsychotherapien", und im anschliessenden Esoterik-Boom nahm man ihn als "Orgon-Forscher" in Beschlag. Die so entstandene schillernde Figur, als die Reich weithin bekannt ist, ist hier nicht gemeint. (3)

Ich habe die postume Karriere Reichs seit Mitte der 60er Jahre mit grossem Interesse verfolgt, konnte mich jedoch nie einer der Reich-Gruppen anschliessen. [vgl. hierzu die wilhelm-reich-blätter] Ich als Laie konnte z.B. Reich nicht für den grössten Psychoanalytiker halten, wenn die meisten Psychoanalytiker nicht dieser Meinung waren, ja, wenn Reich sogar aus den Vereinigungen der Psychoanalytiker ausgeschlossen worden war. Aber ich konnte sehen, auf welche Weise diese Ausschlüsse aus Organisationen, die sich als wissenschaftlich verstanden, erfolgt waren: der Drahtzieher, Freud persönlich, blieb im Hintergrund; es gab Geheimbeschlüsse; es fand keine öffentliche Diskussion der Gründe statt; es gab auch hinterher keine Diskussion; die Beteiligten schwiegen -- bis auf Reich, den scheinbar keiner mehr hörte: der kreativste Psychoanalytiker ("Charakteranalyse") war von heute auf morgen zur Unperson geworden. (4) Dies ist natürlich ein grob gerastertes Bild eines fein gesponnenen und hoch komplizierten Vorgangs, dessen beschämende Details erst seit einigen Jahren bruchstückweise bekannt werden, ein Bild jedoch, das die wesentlichen Züge um so deutlicher zeigt: Sigmund Freud, der im 20. Jahrhundert massgebliche (und wohl bislang auch letzte) Vertreter des Hauptstroms der Aufklärung, persönlich ein höchst ehrenwerter und integrer Mann, hatte in Reich, dem radikalen Aufklärer, seinen wahren Antipoden erkannt und ihn ohne Rücksicht auf die Wahl der Mittel vernichtet. Und "alle" schwiegen dazu. Das war es, was mich interessierte. Hier war ein rätselhaftes Motiv verborgen, das zu erforschen niemand sich anschickte.

War Reich Anarchist? Marxistische Psychoanalytiker wie Erich Fromm oder Siegfried Bernfeld nannten ihn so -- um ihn zu diffamieren. Die KP schloss ihn aus -- weil er Trotzkist sei. Die Trotzkisten jedoch hielten Distanz zu ihm -- weil er kein Marxist, vielleicht doch Anarchist sei. Die Anarchisten wiederum wollten auch nichts von ihm wissen -- und er nichts von ihnen. Die Anarchisten, meinte Reich, der mit ihren Zielen übereinstimmte, machten es sich zu leicht: sie "vernachlässigen die hilflose, führungsbedürftige, ja oft auroritätssüchtige Struktur der Masse; sie sehen nur deren Freiheitssehnsucht, doch diese Sehnsucht darf mit der Fähigkeit, frei zu sein ... nicht verwechselt werden." (5) Reich war sich deutlicher als die meisten seiner (marxistischen, anarchistischen, liberalistischen) Zeitgenossen der ungeheuren Tiefe der Freiheitsproblematik bewusst; er wusste, dass der Weg ins "Reich der Freiheit" sehr viel schwieriger war, als diese sich ihn vorstellten, floh jedoch weder in die pragmatische Politik noch in die optimistische Illusion noch in die Resignation. Weil aber Reich seine zur Verwirklichung drängende Idee der "charakterlichen Selbststeuerung des Menschen", durch Zeit- und Lebensumstände bedingt, über bestehende "wissenschaftliche Weltanschauungen" auf den Weg bringen wollte, gleicht sein Werk einem Palimpsest, dessen originärer Teil durch vielerlei Übermalungen nur noch schwer kenntlich ist. (6)

Das gegenwärtige LSR-Projekt gewann erste Konturen, als ich Ende der 70er Jahre begann, dieses Palimpsest abzutragen und mir Klarheit über die unabweisbar deutlich gespürte besondere Qualität der anthropologischen Position Reichs -- richtiger: über deren noch weitgehend verborgene spezifische Differenz, insbesondere zur Freud'schen Psychoanalyse -- zu schaffen. An diesem Anfang stand die Vermutung, dass die fundamentale Gegensätzlichkeit der beiden Aufklärer Freud und Reich auch den Schlüssel zu einem Verständnis der so schwer fassbaren Dissipation der Aufklärungsbewegung in das gegenwärtige weltanschauliche Chaos zu liefern vermag.

Ich hatte anschliessend, ohne meine intuitive Wegfindung genau rekonstruieren zu können, die strukturgleiche Gegensätzlichkeit bei den auf ihren Wesenskern reduzierten Theorien zweier weiterer radikaler Aufklärer gefunden, die in einem ganz anderen ideengeschichtlichen Kontext stehen: bei Stirner und Marx. (7) Doch nicht nur das: Auch die Art, in der Marx' historischer Sieg über Stirner sich darstellte, zeigte die gleichen Muster wie der Freuds über Reich. Auch Stirner wurde diskussionslos zur Unperson gemacht und später allenfalls noch unter oberflächlichen Aspekten diskutiert. Als ideengeschichtlicher Parallelprozess ist hier hervorzuheben, dass auch die massgeblichen Anarchisten, entgegen einer verbreiteten Meinung, Stirner entweder mieden bzw. ablehnten oder aber, wie die wenigen sich auf Stirner berufenden Individualanarchisten, den Kern seiner anthropologischen Position nicht wahrnahmen. (8)

Die epochalen ideengeschichtlichen Siege von Marx über Stirner im 19. und von Freud über Reich im 20 Jahrhundert, die jeweils mit grossem taktischen Geschick unter Ausschluss der Öffentlichkeit errungen worden sind, wurden bis heute nicht einmal als solche wahrgenommen. Mir indes erschienen sie, je mehr ich die Details studierte, als ideengeschichtliche Schlüsselereignisse, deren Analysen nicht nur ein Verständnis der geschichtlichen Vorgänge ermöglichten, sondern vor allem in der desolaten geistig-politischen Situation der Gegenwart von grossem Wert sind.

Derart sensibilisiert für die neuralgischen Punkte der sich siegreich dünkenden "Aufklärung" (im Sinne von Marx und Freud) traf ich Anfang der 80er Jahre auf die grosse Studie von Panajotis Kondylis über die Aufklärung vornehmlich des 18. Jahrhunderts (9) -- und fand dort in einer Art von serendipity  sofort den einen Autor, dessen anthropologische Position der von Reich und Stirner im Kern glich: La Mettrie. Mir fiel sofort ins Auge, dass Kondylis, der den als kruder "mechanistischer Materialist" seit langem wegkatalogisierten La Mettrie neu entdeckt hat, die Brisanz dieser Entdeckung sogleich mit grossem Eifer zu entschärfen bemüht war. (10) So verwunderte es mich nicht mehr, als ausführliche Studien zur Rezeptionsgeschichte der Ideen La Mettries ergaben, das diese, wie bei Stirner und Reich, im Grunde eine Re(pulsions- und De)zeptionsgeschichte war. Die französischen Aufklärer hatten La Mettrie ebenso leicht zur Unperson machen können wie es Marx mit Stirner und Freud mit Reich konnten.

Sofort war mir klar, dass La Mettrie / Stirner / Reich, die in den drei radikaleren Phasen der europäischen Aufklärung aufgetreten und von ihnen vermeintlich nahestehenden Denkern (Diderot / Marx / Freud) am eifrigsten - vor allem aber: nicht öffentlich mit Argumenten - bekämpft worden waren, zusammengehörten: Die Idee des LSR-Projekts war in der Welt. Ich begann, da von La Mettrie nur der notorische »L'homme machine«, nicht aber sein verfemtes Hauptwerk »Discours sur le bonheur«, übersetzt vorlag, 1985 mit einer deutschen La-Mettrie-Werkausgabe. Es folgten eine Neuedition von Stirners Nebenwerken und bisher drei Bände der Reihe »Stirner-Studien« (11).

Die »Studien«-Bände, denen zunächst weitere zu Stirner, später auch welche zu La Mettrie und Reich folgen werden, enthalten vorerst hauptsächlich wirkungsgeschichtliche Detailstudien. Das soll jedoch nicht heissen, dass LSR ein philosophiehistorisches Projekt ist. Die Detailstudien sind eine gute Propädeutik und erscheinen nach meinen bisherigen Erfahrungen unerlässlich, um den historischen Rang jener drei Parias zu belegen.

Erst wenn gezeigt ist, mit welchen Mitteln massgebliche "klassische" Denker ihre Ideen gegen L/S/R durchgesetzt haben, kann man hoffen, dass ihr Nimbus schwindet. Erst wenn gezeigt ist, dass es eine bisher kaum ausformulierte Idee, der viele einflussreiche Denker argumentlos ausgewichen sind, überhaupt gibt, hat es Sinn, diese Idee inhaltlich in die Diskussion zu bringen. Erst dann kann man erwarten, dass hier und da die Bereitschaft zur ernsthaften Erwägung des Gedankens wächst, dass L/S/R, diese Verfemten und Geächteten, diese zu maudits  und Unpersonen gemachten und deshalb marginal gebliebenen Denker für die heutige verfahrene Situation, wenn nicht im üblichen Sinn die grösseren, so doch die bedeutsameren sind.


Anmerkungen:

(1) Harold Barclay: Völker ohne Regierung. Eine Anthropologie der Anarchie. (West-)Berlin: Libertad-Verlag 1985 (engl. orig. 1982). S. 7, 17

(2) vgl. Bernd A. Laska: Max Stirner als "pädagogischer" "Anarchist". In: Anarchismus und Pädagogik, hg. u. eingel. v. Ulrich Klemm. Frankfurt/M: dipa-Verlag 1991, S. 33-44.
Im Netz unter dem Titel:
Die Negation des irrationalen Über-Ichs bei Max Stirner;
vgl. dazu auch:
Die Negation des irrationalen Über-Ichs bei La Mettrie;
Die Negation des irrationalen Über-Ichs bei Wilhelm Reich

(3) zu Reich vgl. Bernd A. Laska: Wilhelm Reich. Reinbek: Rowohlt 1981, 5. Aufl. 1999 (Rowohlt Bildmonographie Nr. [50]298).
Auszüge daraus hier;
ders.: Art. »Wilhelm Reich«. In: Lexikon der Anarchie, hg. v. Hans Jürgen Degen. Bösdorf: Verlag Schwarzer Nachtschatten 1993ff. Loseblattsammlung, 4. Lieferung Okt. 1996, 8 S.

(4) Der "Fall" Wilhelm Reich. Beiträge zum Verhältnis von Psychoanalyse und Politik. Hg. v. Karl Fallend und Bernd Nitzschke. Frankfurt/M: Suhrkamp 1997 (stw 1285);
Neuauflage (mit aktuellem Vorwort) 2002 beim Psychosozial-Verlag, Giessen.
Zu diesem Buch

(5) zit. n. Laska: Wilhelm Reich, a.a.O., S. 71f

(6) Bernd A. Laska: Die Negation des irrationalen Über-Ichs bei Wilhelm Reich

(7) Bernd A. Laska: Den Bann brechen ! - Max Stirner redivivus. Wider Marx, Nietzsche et al. Teil 1: Über Marx und die Marxforschung. In: Der Einzige. Vierteljahresschrift des Max-Stirner-Archivs Leipzig, Nr. 3 (11), 3. August 2000, S. 17-24;
Bernd A. Laska: Dissident geblieben. Wie Marx und Nietzsche ihren Kollegen Max Stirner verdrängten und warum er sie geistig überlebt hat. In: DIE ZEIT, Nr. 5, 27. Januar 2000, S. 49

(8) Bernd A. Laska: Artikel »Anarchismus, individualistischer«. In: Lexikon der Anarchie, hg. v. Hans Jürgen Degen. Bösdorf: Verlag Schwarzer Nachtschatten 1993ff. Loseblattsammlung, 2. Lieferung Nov. 1994

(9) Panajotis Kondylis: Die Aufklärung im Rahmen des neuzeitlichen Rationalismus. Stuttgart: Klett-Cotta 1981; Neuauflage 2002 beim Verlag Felix Meiner, Hamburg.

(10) Bernd A. Laska: Panajotis Kondylis - ein unfreiwilliger Pate des LSR-Projekts

(11) Zu La Mettrie
Zu den »Stirner-Studien«

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